Geschichte der kunsthandwerklichen
Werkstätten Pfefferle
Die Firmengeschichte spiegelt ein Kapitel bayerischen Kunsthandwerks und Denkmalpflege der letzten 160 Jahre wieder und umfasst bereits 5 Generationen.
Sie beginnt mit der Hochkonjunktur des Kunsthandwerks in Bayern
während den letzten Regierungsjahren von König Max II,
welche den gelernten Fassmaler Joseph Pfefferle, Urgroßvater
des heutigen Firmeninhabers und Namenträgers, von Tirol nach
München lockt. 1859 gründet er in der Briennerstr. 30
die "Rahmen und Vergolderwerkstätten Pfefferle" als
ältestes Spezialgeschäft in München. Er arbeitet
mit bekannten Kunstmalern wie Defregger und Gabriel von Seidl zusammen.
1872 erhält Joseph Pfefferle das Bürgerrecht und wird
fortan als Maler und Vergolder, später als Fassmaler im Münchner
Stadtadressbuch aufgeführt. Sein Grab befindet sich auf dem
kulturgeschichtlich interessanten "Alten Nördlichen Friedhof"
in München zwischen Gelehrten und Künstlern.
Sein Sohn Karl Pfefferle (II. Generation) verlegt die Werkstätten
in ein eigenes Haus in der Türkenstraße 6 und beginnt
mit dem Aufbau der Rahmensammlung, die den Grundstock für die
vielfachen Möglichkeiten der individuellen, handwerklichen
Rahmen-Einzelanfertigung bildet. In diese Zeit fallen umfangreiche
Neurahmungen für die Alte und Neue Pinakothek in München.
Die Werkstätten werden durch Restaurierungsaufträge von
Kirchen im In- und Ausland erweitert. 1939 erhält das Haus
Pfefferle den Auftrag für die Restaurierung des Innenraums
und der Ausstattung der Franziskanerkirche in Salzburg. Im Mittelpunkt
steht die Renovierung des Hochaltares von Johann Fischer v. Erlach
aus dem Jahr 1709/10.
Unter der Leitung seines Sohnes Karl Pfefferle (III. Generation)
werden folgende wichtige Projekte nach dem zweiten Weltkrieg ausgeführt:
die Gesamtleitung für die Restaurierung der Fassungen für
die Innenausstattung des Cuvilliés-Theaters in München,
die Rekonstruktion der Rahmen des "Schaffner Altars" in
der Alten Pinakothek, Neurahmungen für das Lenbachhaus in München
(A. Macke, A. Jawlensky, F. Marc, L. Corinth u.a.) sowie die Restaurierung
der geschnitzten gotischen Holzdecke im Hohen Schloß zu Füssen
und die Rekonstruktion des Renaissance-Orgelgehäuses für
die St. Anna Kirche in Augsburg. Ferner übernimmt die Firma
die Gesamtleitung für die Fassungen während der Restaurierung
der Frauenkirche.
Sein Sohn Karl Pfefferle (IV. Generation) übernahm 1967 nach dem tragischen Tod seines Vaters (1960) bei der Fertigstellung des Cuvilliés-Theaters, die Firma. Das Stammhaus im Münchner Museumsviertel muss dem Ausbau des Altstadtringes weichen. Die Firma zieht um ins Münchner Lehel, nicht weit entfernt vom Haus der Kunst (Gewürzmühlstraße 5). Umfangreiche Projekte betreffen die Neurahmung der Sammlung Nußbaum in dem von Daniel Libeskind entworfenen Felix Nußbaum Haus in Osnabrück und die Rekonstruktion der Rahmen der Historienbilder im Augsburger Rathaus.
(Siehe
Referenzen)
Heutiger Inhaber ist sein Sohn Michael Pfefferle (V. Generation). Er ist seit 1990 in der Firma tätig. In jüngerer Zeit wurden Rahmenkonzeptionen für das Museum Villa Stuck in München, für ein Rembrandt-Gemälde der Sammlung des Fürsten zu Liechtenstein und für das Museum am Ostwall in Dortmund (August Macke) ausgeführt. An der Neukonzeption der Einrahmungen der Grafiksammlung der Albertina in Wien sind wir maßgeblich beteiligt worden. Bis heute sind durch unser Haus etwa 70 Meisterwerke der europäischen Kunstgeschichte von Dürer, Brueghel, Tintoretto, Rubens über Tiepolo bis hin zu Boucher nach unseren historischen Originalvorlagen gerahmt worden.
(Siehe Sammlung)
Der Kernbereich der Firma ist heute die Herstellung von Einzelkopien
historischer Rahmen nach Vorlagen aus der Sammlung des Hauses. Auf
diesem Gebiet genießt die Firma Weltruf.
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